1965

Anfang des Jahres 1965 trafen sich in Crottendorf einige Modelleisenbahnfreunde, um eine neue Arbeitsgemeinschaft im 1962 gegründeten Deutschen Modelleisenbahnverband der DDR (DMV) zu gründen. Am 27. Februar beantragte Christfried Melzer beim Bezirksvorstand Dresden die Anmeldeformulare.

Am 3.März erfolgte dann die Gründung der neuen Arbeitsgemeinschaft mit Wirkung zum 4.März. Wo die Gründung stattfand, ist leider nicht mehr bekannt.

Gründungsmitglieder waren:    Christfried Melzer, Dietmar Seidel, Wilfried Groß, Klaus Otto, Herbert Gröbe, Heinz Sterzel, Fritz Hunger, Siegfried Löwe, Manfred Achtelstädter, Wolfgang Schirrmeister, Gerhard Weidauer und Lothar Paul.

Zum Vorsitzenden wurde Christfried Melzer und zum Kassierer Fritz Günther gewählt.

In der Mai-Ausgabe des "Modelleisenbahners" wurde dann auch die Gründung der neuen AG bekannt gegeben, welche die laufende Nummer 3/28 erhielt. Somit waren wir die 28. Arbeitsgemeinschaft im Bezirksvorstand Dresden.

Als Arbeitsraum bekamen wir einen Raum im Gebäude 77F beim damaligen Jugendklub und späterem Werkraum.

Als erste Anlage wurde eine Schaufensteranlage für den Konsum in Crottendorf gebaut. Mit einem Tastendruck von außen fuhren drei oder vier kurze Züge eine Runde und hielten am Ausgangspunkt wieder an. Diese Anlage wurde durch eine einfache Blocksteuerung geschaltet. Anschließend konnte diese Anlage an die HO (Handels-Organisation) in Annaberg vermietet werden und brachte mit 75,- Mark den ersten Erlös für die Klubkasse.

Anschließend ging es gleich an den Bau der großen Gemeinschaftsanlage. Der Raum gab die Form und Größe der Anlage vor. Ein Schornstein und zwei Säulen zwangen uns, um diese ringsum zu bauen. So entstand eine Anlage von ca. 4 x 5 Meter Größe mit dem Bedienpult in der Mitte. Zwischen Anlage und Wand war noch ungefähr ein Meter Platz. Es war kein Platz für Material und Werkstatt vorhanden. Bei Freund Christfried Melzer konnten wir aber in der ehemaligen Backstube und später über seiner Werkstatt Material lagern.

Als Gleismaterial wurde anfangs das damalige Piko-Gleis mit Hutprofil und Pappschwellenband verbaut. Die Weichen waren alle mit Endabschaltung. Es gab schon einen automatischen Streckenblock und einen halbautomatischen Schattenbahnhof. Holz für die Grundrahmen der Anlage, Sperrholz für den Unterbau der Gleise sowie Winkeleisen und Blech für Bedienpult und Gestellfüße wurden für wenig Geld bei örtlichen Betrieben organisiert. Die elektrischen Bauelemente wurden aus verschrotteten Telefonanlagen gewonnen. So besorgten wir uns z.B. die alte Telefonanlage des VEB Spezialprägewerke Annaberg-Buchholz. Rollendes Material wurde beim "Neubert-Schlosser" (einem Crottendorfer Eisenwaren- und Haushaltsgeschäft), wo ein Mitglied beschäftigt war, sowie im Spielzeugladen Korn auf der Ernst-Thälmann-Str. 17 (heute wieder Buchholzer Straße) in Annaberg beschafft.

Die Finanzierung des Materials wurde aus den ersten Mitgliedsbeiträgen, aber auch privat, getätigt. Ein späterer Kredit des DMV war sehr hilfreich, denn erste Einnahmen waren erst mit späteren Ausstellungen zu erwarten.

Schon im Anfangsjahr wurde eine Arbeitsgemeinschaft "Junge Modelleisenbahner" in der Oberschule Crottendorf gegründet. Betreut wurden die Schüler anfangs von Christfried Melzer, später von Klaus Otto. Die Anzahl der Schüler schwankte zwischen 10 und 15. In allgemeinverständlicher Form lernten die Schüler die Grundlagen der verschiedensten Gewerke wie zum Beispiel Elektrotechnik oder Holzbearbeitung kennen, welche für den Bau und Betrieb einer Modelleisenbahn notwendig sind. Sie lernten die Signaltechnik und Betriebsabläufe, aber auch den Triebfahrzeug- und Wagenpark der Deutschen Reichsbahn kennen. Um praktische Eindrücke zu vermitteln, wurden Exkursionen veranstaltet, so z.B. zum Bahnhof Annaberg-Buchholz Süd oder zur Standseilbahn Augustusburg. Auch wurden Dias und Schmalfilme gezeigt. Dadurch konnten einige Schüler für einen späteren Beruf bei der Deutschen Reichsbahn gewonnen werden.

Am 27.9.1965 bestand die Möglichkeit, an einer Fahrt zum Internationalen Modellbahnwettbewerb nach Prag mitzufahren.

Zuerst ging es am 26.9. mit dem Bus nach Dresden, dann mit dem Zug nach Prag. Nach dem Besuch der Ausstellung im dortigen Verkehrsmuseum war noch Zeit für einen Stadtbummel.

Eine Mitgliederversammlung fand dann noch am 17.11. statt. 15 Mitglieder hatten wir bereits.